Für uns alle ist diese Zeit eine Zeit der Herausforderungen, des Unbekannten und der Anspannung. Einen solchen Ausnahmezustand haben die meisten von uns noch nicht erlebt. Dazu gehört auch für viele die Situation daheim. Plötzlich steckt man mit der Familie 24 Stunden unter einer Decke und das kann schon mal ziemlich anstrengend werden, wenn wir es nicht gewöhnt sind.
Dazu kommt, dass wir alle in Krisen wesentlich empfindsamer gegenüber abweisenden oder kränkenden Verhalten werden. Deshalb kann schon eine kleine Dosis Unachtsamkeit im Verhalten genügen, die vorhandene Anspannung nochmals zu verstärken. Dagegen verpufft positives Verhalten eher, weil wir in diesen Zeiten dafür weniger empfänglich sind. Das fanden PsychologInnen in einer Studie 2018 heraus (American Psychological Assoziation).
Was also tun? Damit es wieder klappt hier ein paar Empfehlungen:
- Richtig zuhören:
Gerade in Konflikten aber auch leichten Meinungsverschiedenheiten zeigen viele Menschen die Tendenz, noch während der andere spricht selbst Gegenargumente zu sammeln um gleich „zurückschießen“ zu können. Was ist die Folge? Wir hören nicht mehr zu, sind mit der Energie bei uns selbst, beim Sammeln der Gegenargumente.
Doch gerade in Konflikten sollten wir uns dem anderen gegenüber öffnen und aktiv zuhören. Und nur das!
Eine gute Übung ist das Zwiegespräch – einer spricht, der andere hört konzentriert zu. Sie sollten zum Ritual werden: 1 x pro Woche, ½ Stunde, jeder hat 10-15 Minuten Redezeit.
Wichtig für den Sprecher: Nur Ich-Botschaften: „Ich habe wahrgenommen, dass…“ „Ich bin traurig…“. Wichtig für den Zuhörer: Nur zuhören, nicht gegenargumentieren.
Damit haben wir die Gelegenheit, unsere Gefühle dem Partner mitzuteilen. Diese von dem Paartherapeuten Michael Lukas Möller entwickelte Methode hilft Paaren einander näher zu kommen.
- Regeln festlegen und Erwartungshaltungen klären:
Je strukturierter der Tag gemeinsam (auch mit den Kindern) festgelegt wird, desto geringer wird die Reibungswärme sein, die im Tagesablauf entsteht. Und je detaillierter das geschieht umso besser: „Wer? Macht was? Bis wann?“
Auch das klare Aussprechen eigener persönlicher Erwartungshaltungen reduziert den Enttäuschungsfaktor ganz wesentlich! Denn wenn wir enttäuscht werden war sehr oft unsere Erwartungshaltung zu hoch.
- Gefühle zulassen und auch dem anderen zeigen
Gerade jetzt ist wichtig, sich fürsorglich der eigenen Seele zuzuwenden und liebevoll mit sich selbst umzugehen. Sich zu gestatten, verwundbar und schwach zu sein und sorgenvoll. Aber auch hoffnungsfroh und zuversichtlich. Denn jedes Gefühl ist ein Ausdruck unserer Seele. Das tut der Partnerschaft unglaublich gut.
Die Königsdisziplin ist natürlich eine gute Streitkultur. Viel wichtiger als das Ergebnis des Streits ist die Art und Weise, wie er ausgetragen wird sagt der amerikanische Psychologe John Gottmann.
Aber darüber mehr in meinem nächsten Artikel.