Liebe & Partnerschaft | Reflexion & Entwicklung

Sich wieder nah sein

Wir kennen den Prozess von anderen Paaren, vielleicht aber auch aus eigener Erfahrung – wir entfernen uns voneinander, die Vorwürfe werden mehr, die warmherzigen Worte weniger. Wie finden wir wieder zu neuen Innigkeit und Intimität?

Von einem „negativen Beziehungstanz“ spricht Susan Johnson, emeritierte Professorin für Psychologie an der Universität in Ottawa. Dieser „Beziehungstanz“ hält den anderen nicht nur auf Abstand, sondern wird regelrecht zu einem choreografischen Muster, das immer wieder in einen Rückzug führt: Sie kritisiert, fordert, jammert. Er bagatellisiert, flüchtet, mauert. Oder umgekehrt. Es ist wie ein Tanz, der sich immer wieder nach Erfüllung sehnt. Die Erfüllung stellt sich jedoch nicht ein. Denn sie hängt oft mit unerfüllten Erwartungen oder kleineren oder größeren Traumata aus der Kindheit zusammen.

 

Deshalb hält der negative Beziehungstanz die Partnerschaft aufrecht, obwohl beide damit unzufrieden sind. Und mit jedem neuerlichen Tanz entfernen sich beide ein weiteres Stück voneinander. Und damit auch die vermeintliche Erfüllung. Ein Teufelskreislauf.

 

Doch wie finden Paare den Weg zurück? Zuerst müssen beide lernen, dass nicht der andere der Feind ist, sondern das gemeinsame Muster, das sie immer wieder spielen – meist bis zum bitteren Ende. Diese Einsicht ist grundlegend, denn sie verändert die Perspektive.

Und es braucht einen klaren Blick darauf, worum es wirklich geht. Nicht um die „falsch“ ausgedrückte Zahnpastatube oder die herumliegenden Socken. Sondern um die Sehnsucht nach sicherer Bindung, Anerkennung und Trost. Aber auch um Autonomie und Freiheit.

 

„Liebes-Gespräche“ sollten sehr sensibel geführt werden. Wenn diese 4 Regeln von beiden beherzigt werden, dann wird es auch funktionieren:

 

Lauschen: Aktiv zuhören, nicht unterbrechen, ganz beim anderen sein

Offenheit: Urteile und Vorannahmen beiseiteschieben

Validieren: Was der andere sagt als berechtigt anzunehmen

Eigene Gedanken/Gefühle äußern: Sich selbst öffnen

 

In diesem gemeinsamen Prozess des „Wiederzusammenfindens“ hilft die Natur ganz essenziell. Denn das „draußen sein“ eröffnet uns veränderte Wahrnehmungsperspektiven und damit völlig neue Sichtweisen. Sowohl nach innen, auf unsere Wünsche, Sehnsüchte und Träume. Als auch nach außen, auf unsere Rolle in der Partnerschaft und Familie.

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